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ROUTE INDUSTRIEKULTUR

  • Autorenbild: Ela
    Ela
  • 2. Feb. 2023
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Juli

Radrevier Ruhr - Rundtour - ca. 270 km - Sommer 2022


Meine erste Tour ins Ruhrgebiet war so toll, daß ich einige Wochen später gleich noch eine weitere Reise gemacht habe. Der "Pott" ist für mich tatsächlich eine der interessantesten, abwechslungsreichste Radregionen in Deutschland, und ich werde sicher noch öfter dort hinfahren.


Meine erste Tour war eine Rundtour über 4 Etappen, eine Art Parforceritt, mit viel zu wenig Zeit. Ich plane Tagesetappen leider oft zu weit und habe dann nicht genug Zeit, um etwas in Ruhe anzuschauen.

Das würde ich beim nächsten Mal auf jeden Fall anders machen.


Ich liebe alte Industriebauten, Zechen, Bahntrassen, und war neugierig auf die vielen Halden im Pott. Deshalb habe ich für meinen ersten "Ruhrlaub"den Klassiker gewählt,

die "Route Industriekultur per Rad".


Diese gut 270 km lange Route führt zu den Highlights der Industriekultur in der Metropole Ruhr, zu Zechen, Fördertürmen, über alte Bahntrassen, UNESCO Welterbe Orten, beeindruckende Brücken und durch unglaublich viel Natur.

Der "Pott" ist tatsächlich sehr viel grüner als man vermutet.


Einen guten Überblick und sehr hilfreiche Planugshilfen bekommt Ihr auf diesen Webseiten:

Dort gibt es so viele Infos und spannende Streckenvorschläge, daß man am liebsten sofort losradeln möchte. Ihr könnt dort auch gleich die GPX Tracks für Euer Navi runterladen und auch Info Material bestellen.


Die "Route Industriekultur per Rad" findet Ihr auch unter diesem Namen als Bikeline und bei Komoot.


Ich bin am Tag ca. 70-90 km gefahren. Das ist zuviel, wenn man Zeit für Besichtigungen

und längere Pausen haben möchte. Es gibt so wahnsinnig viel zu sehen, ihr solltet lieber etwas weniger Strecke pro Tag einplanen.


Da es eine Rundtour ist, könnt ihr starten, wo ihr mögt. Es gibt die klassische Runde im Uhrzeigersinn ab Hamm, aber ich bin z.B. in Mühlheim/Ruhr statt in Hamm gestartet.

Meine Tour: Mühlheim/Ruhr - Essen - Lünen - Dortmund - Mühlheim/Ruhr.


Am Anreisetag habe ich im schönen Gartenhotel Luisental übernachtet. Dort durfte nach Absprache auch mein Auto für die Dauer meiner Tour stehenbleiben. Ich habe meinen Autoschlüssel an der Rezeption gelassen, falls ein Umparken notwendig wäre.

(War es dann tatsächlich, zum Glück hatten sie meinen Schlüssel)


Tag 1 Mühlheim/Ruhr - Duisburg - Moers - Bottrop -Gelsenkirchen - Essen


Von Mühlheim aus ging es dann los. Das Wetter war bescheiden, grau mit angekündigtem Regen. Auf erstklassig beschilderten Wegen ging es aus Mühlheim hinaus, zum Wasserturm Aquarius in Styrup.

Von dort weiter Richtung Hafen Duisburg, über die Ruhrorter Rheinbrücke. In Ruhrort könnt ihr schon einen Blick auf die berühmte Rheinarange werfen, die dort am Zusammenfluss von Ruhr und Rhein das Ende des Ruhrtalradweges markiert)


Weiter gehts zum Landschaftspark Duisburg, dem Standort der ehemaligen Meydericher Hütte, einem Hochofenwerk der Thyssen-Werke.

Die Anlage vom Landschaftspark Duisburg (LaPaDu) ist so groß, daß Ihr dort schon einen Tag verbringen könntet. Schaut mal mit dem Link auf die Homepage, was man dort alles sehen und erleben kann.


Die Halde Reinpreussen bei Moers ist auch ganz großartig. Oben auf dem Gipfel steht eine riesige rote Grubenlampe. "Das Geleucht" ist weithin sichtbar wie ein Leuchtturm und nachts rot beleuchtet. Der Fahrradweg nach oben ist schwierig zu finden, ich habe ganz schön rumgesucht, aber wer sein Navi lesen kann, ist klar im Vorteil.

Mit etwas Mühe kann man dann in vielen Serpentinen rauffahren und die Aussicht genießen.


Dann fing es an zu regnen und hat leider bis zum Ende dieser Etappe nicht mehr aufgehört. Ich war also die ganze restliche Strecke ziemlich schnell unterwegs, auf alten Bahntrassen, mit einer Fähre in Orsoy über den Rhein, durch Wälder und viele Städte, immer auf einem Radweg, und kam am späten Nachmittag sehr nass und dreckig in Essen an.



Mein Hotel in Essen war ok, schafft es aber nicht auf die Empfehlungsliste.


Tag 2 Essen - Gelsenkirchen - Waltrop - Lünen ca. 77 km

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Die nächste Etappe blieb dann zum Glück trocken.

Es ging nach einem schönen Frühstück in der Essener Innenstadt aus Essen raus über die alte Strecke der Kray-Wanner-Bahn zur Halde Rheinelbe nach Gelsenkirchen. In Recklinghausen führt die Route zur beeindruckenden Zeche Ewald und die benachbarte Halde Hoheward mit dem weithin sichtbaren "Horizontobservatorium" auf dem Gipfel.


Die Halden Rheinelbe und Hoheward sind einfach zu befahren. Oben angekommen findet ihr beliebte Foto Motive und sehr viel Aussicht.



Ein Highlight folgt dem nächsten. In Henrichenburg erwartet Euch ein riesiges altes Schiffshebewerk, das Ihr besichtigen könnt und in Waltrop ein Schleusenpark mit einer alten Schleuse zum durchradeln. Es gibt so viel Wald, Wasser, Natur pur. Ihr werdet bestimmt genauso begeistert sein wie ich.



Am Tagesziel in Lünen angekommen, lohnt es sich, einen kleinen Stadtbummel und ein Foto an der Persil Uhr zu machen. Mein Hotel bekommt keine Empfehlung, aber ein Bild vom ziemlich ungewöhnlichen Zimmer seht ihr hier. Man hat mich in ein Zimmer für Fussballfans gesteckt, mit Fotos und Sammlerstücken :-)

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Ihr werdet schnell begeistert sein, wie toll es sich im Ruhrgebiet fahren lässt. Die Radwege sind größtenteils super ausgebaut, gut ausgeschildert, fast durchgängig weg vom Strassenverkehr, und bieten zahllose tolle Foto Motive.


Ich habe die Beschilderung mit den sogenannten Ankerpunkten und Knotenpunkten nicht genutzt, weil ich die Route auf meinem Navi hatte. Es wäre aber wirklich einfach gewesen.

Verwirrend fand ich höchstens, daß das gesamte Ruhrgebiet eigentlich mit einem einzigen Städtenamen auskommen könnte. Die Städte liegen oft gefühlt nur ein paar Meter auseinander. Man fährt aus Essen raus, steht an der nächsten Ecke schon in Gelsenkirchen und ist drei Kurven weiter bereits in Wanne-Eickel :-)


Tag 3 Lünen - Hagen - Witten - Dortmund ca. 90 km

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Die dritte Etappe von Lünen nach Dortmund hatte tatsächlich auch ein paar wenige leichte Steigungen.

Man radelt lange durchs Grüne und am Datteln-Hamm Kanal entlang Richtung Hamm, von dort am "Gläsernen Elefant" im Maximilianspark vorbei. Über Unna gehts zum Emscher Radweg Richtung Phönixsee in Dortmund.


Die Emscher war jahrzehntelang der dreckigste Fluss Deutschlands. Anwohner und später auch die Industriebetriebe des Ruhrgebietes entsorgten ihr Abwasser in der Emscher, bis sie nur noch eine stinkende Kloake war. Erst das Ende des Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet in den 80er Jahren brachte Rettung für die Emscher. Man konnte nun auch unterirdische Abwasserkanäle bauen, und im Laufe der Jahre den Fluss und über 150 Kilometer Uferlinie renaturieren.


Heute ist die Emscher wieder in einem sehr guten Zustand, seit 2022 gilt sie als Abwasserfrei, und sogar Fische haben sich wieder angesiedelt. Am Fluss ist es wieder idyllisch grün, und die Menschen können ihre Freizeit dort genießen. Auf dieser Radtour erfährt man auf vielen Schautafeln entlang der Emscher viel über ihre Geschichte.


Der Phoenixsee in Dortmund hat ebenfalls eine interessante Geschichte. Er entstand auf

24 Hektar des ehemaligen Stahlwerkareals Phoneix-Ost in Dortmund-Hörde.

Nach dem Ende des Stahlwerkes hat man den See ausgehoben, ein Jahr lang mit Wasser gefüllt, und rund um den See moderne Wohngebiete gebaut. Das ganze Gelände ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet mit zahlreichen Vogelarten, Sportmöglichkeiten und Gastronomie. Ideal für eine Stärkung am Ende dieser Etappe, bevor man ins Hotelbett fällt.



Mein Hotel in einer ehemaligen Kirche war mitten in Dortmund nahe am berühmten Borsigplatz, der Wiege des BVB.

Eigentlich wars ganz ok, aber das Rad stand über Nacht draußen im Hof. Das war mir in der Innenstadt nicht ganz geheuer.


Tag 4 Dortmund - Essen - Mühlheim/Ruhr ca. 73km


Die letzte Etappe war sonnig und wieder richtig schön. Aus der Dortmunder City heraus erreicht man zuerst das ehemalige Hochofenwerk "Phönix West", wo man wieder viele tolle Foto Motive findet. Es git dort auch einen Brauerei Ausschank vom "Bergmann Bier".

Gönnt Euch, es schmeckt sehr gut.



Durch leicht hügeliges Gelände gelangt man dann Richtig Kirchhörde, wo man an den Einstieg zur alten Bahntrasse "Rheinischer Esel" kommt.

Die wunderschöne Strecke führt durch den Wald nach Witten, wo man die Ruhr und damit den Ruhrtalradweg erreicht.

Das war dann nochmal mega schön.


Am Kemnader See kann man sich an der Strandbar "Gibraltar" mit kühlen Getränken versorgen oder eine Runde Tretboot/Schwan fahren.


Der Ruhrtalradweg gehört ebenfalls zu den Klassikern, die jeder hier im Land mal gefahren sein sollte. Von Witten aus gelangt man erst zur Zeche Nachtigall, die man besichtigen kann, und kurz darauf an die kleine Ruhr Fähre bei Burg Hardenstein. Bitte prüft die Verkehrszeiten der Fähre rechtzeitig.



In Hattigen kann ich Euch einen Stop am Landhaus Grum sehr empfehlen.

Es liegt direkt am Radweg in Hattigen, man kann es nicht verfehlen. Strandkörbe im Sand mit Blick auf die Ruhr machen Lust auf eine Pause. Serviert wird leckerer Kuchen und andere Speisen, das ganze Ambiente ist richtig schön. Man kann dort auch schicke Zimmer oder eine Übernachtung im Weinfass buchen.

Hattingen selbst überrascht ebenfalls. Anders als vermutet findet ihr dort eine sehr schnuckelige Fachwerk Altstadt, die ihr unbedingt besichtigen solltet.


Direkt am Weg bei Hattigen sind die "Wasserfälle" am Ruhr Wehr ein schönes Foto Motiv. Der Radweg schlängelt sich dann in vielen Kurven weiter an der Ruhr entlang Richtung Essen. Im Sommer werdet ihr viele Badende, Kanus und Schlauchboote sehen.

Das Ruhrtal ist wirklich richtig schön.

Nicht verpassen: Der bunte Strommast am ehemaligen Holteyer Hafen ist Teil des "Kunstpfades Ruhr". Den alten Hafenbereich erkennt man nur noch daran, daß der Belag des Radweges von Asphalt zu Kopfsteinpflaster wechselt.



Wenn man dort vorbei ist, hat man Essen schon fast erreicht. Und wieder wird man positiv überrascht. Vom Ruhrtalradweg kommend durchquert man Essen komplett, ohne auch nur einmal Strassenkontakt zu haben. Es ist so genial.

Der Grugaweg führt bestens ausgebaut mitten durch Essen und stösst dann auf die sogenannte "Radautobahn", den Radschnellweg RS1, über den man dann ganz bequem wieder nach Mühlheim gelangt.

Links und rechts vom Grugaweg gibt es natürlich auch noch einiges zu besichtigen, z.b.


Direkt am Anfang des Grugaweges findet ihr auch eine Location der BarCelona Kette.

Dort kann man schön sitzen und bei einem kühlen Getränk entspannt "Leute gucken".


Fazit: Diese Radtour ist ein echtes Feuerwerk an Eindrücken, Erlebnissen und Bildern.

Sie gehört für mich zu den schönsten Touren, die man auf so kleinem Raum machen kann. Das Ruhrgebiet wird völlig unterschätzt und ist viel grüner als man denkt. Im Sommer ist es besonders schön, weil man so viel schöne Natur und Wasser hat. Die Sonne glitzert auf Seen, Kanälen und der Ruhr... einfach mega schön.


Literatur Tips:


Alle Fotos wurden von mir mit iPhone gemacht. Weitere Verwendung nur nach Absprache.



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