ALTMÜHLTAL
- Ela

- 15. Okt. 2023
- 9 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Sept. 2024
Streckentour Beilngries bis Rothenburg - ca. 210 km - September 2023
Im Naturpark Altmühltal gibt es zwei Hauptrouten und einige sehr schöne Rundstrecken,
die ihr abradeln könnt. Vor allem der Altmühltal Radweg und der Altmühltal Panoramaweg sind sehr bekannt und beliebt.
Die Gegend mutet stellenweise etwas südländisch an, es gibt historische Städtchen, Kirchen, Klöster, Museen, Brauereien und auch ein sportliches Angebot, das Groß und Klein Freude macht. Man kann zum Beispiel klettern oder auf der Altmühl Kanu fahren. Der große Altmühlsee bei Gunzenhausen lädt zum baden, segeln oder paddeln ein. Es gibt auch eine ganze Reihe schöne Campingplätze.
Der Altmühltal Radweg mit dem Kernstück von Gunzenhausen bis Kehlheim ( 166 km) gehört zu den beliebtesten in Deutschland. Wobei ich persönlich nun nach der Tour sagen würde, daß man den Abschnitt von Treuchtligen nach Gunzenhausen auch mit der Bahn fahren könnte, denn der Radweg verläuft auf diesem Stück recht langweilig einfach an der Bahnlinie entlang.
Alles andere ist aber richtig schön und landschaftlich sehr abwechslungsreich.
Ich war zur IAA mobility in München, hatte das Rad schon auf dem Träger dabei, und habe mich dann nach der Messe in Beilngries aussetzen lassen. Den Ort kannte ich schon von meiner allerersten längeren Radtour, denn er liegt auch auf dem 5 -Flüsse-Radweg.
Damals habe ich in der "Gams" übernachtet.
Diesmal war mein Zimmer gleich gegenüber, beim "Fuchsbräu". Beide Häuser sind sehr nett und zu empfehlen. Der Fuchs ist es einfach etwas größer. Es gibt bei beiden einen schönen Biergarten, leckeres Essen und natürlich auch Garagen für die Fahrräder.
Tag 1 - Beilngries - Dollstein - 62 km
Am nächsten Morgen ging es nach einem üppigen Frühstück und ein paar Schnappschüssen der bunten Deko und einem kleinen Einkauf beim Metzger Leidl los. Gegen den Strom, denn eigentlich fährt man die Strecke ja Richtung Kehlheim. Mein erstes Tagesziel war das 62 km entfernte Dollnstein.
Das Wetter war super, sonnig, besser hätte es nicht sein können. Es war wenig los auf der Route. Man ist sofort im Urlaubsmodus. Es radelt sich ganz entspannt auf bestens ausgebauten Radwegen durch die wunderbare Landschaft. Ich nenne es Genussradeln.
Man fährt sich einfach Glückskilometer zusammen...kennt ihr das?
Irgendwann tauchen die ersten Felsen auf. Früher war ja im Tal eine Art süddeutsches Meer.
Die Reste davon sind die vielen Kalksteinfelsen, die wie Klippen am Wegrand stehen, für die das Altmühltal bekannt ist. Sehr faszinierend.
Gegen Mittag habe ich bei Kipfenberg den perfekten Pausenplatz unterhalb eines hohen Felsens gefunden. Herrliche Ruhe, eine Bank im Schatten vor beeindruckender Kulisse.
Die Wurst vom Metzger Leidl war auch super - auf dieser Bank hätte ich bei weiterer kulinarischer Versorgung auch den ganzen Rest des Tages verbringen können.
Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich. Man radelt mal durch Felder und Wiesen, dann kommen auch mal schattige Abschnitte im Wald, und immer ist die Altmühl ganz in der Nähe.
Am Himmel über Regelmannsbrunn drehen Drachenflieger ihre Runden, alles wirkt friedlich und entspannt.
In Pfalzpaint direkt an der Altmühlbrücke stösst man auf einen sehr schöne Rastplatz. "Angelinas Altmühlrast" ist ein Kiosk mit WC und schattigen Tischen, mit Zugang zum Wasser. Die nette Dame im Kiosk hat alles, was Radler brauchen.
Es gibt Getränke, Snacks, leckeren Kuchen usw. Das Kind in mir konnte dort nicht fort, ohne eine der bunten Wundertüten mitzunehmen. Throwback Moment in die Kinderzeit, als man diese Tütchen an jedem Kiosk für ein paar Pfennig kaufen konnte.
Es ging ganz wunderbar weiter. Bei Pfünz überquert man die Altmühl auf einer Brücke aus dem Mittelalter. Schon toll, daß solche alten Brücken über Jahrhunderte stehen geblieben sind. Im Gegensatz dazu sind unsere modernen Brücken heute ja nicht besonders langlebig. Diese Brücke wurde genutzt, bis 1978 eine neue Brücke in der Nähe gebaut wurde.
Unter dem großen Baum an der Brücke kann man wunderbar eine kleine (Picknick)Pause machen. Dann rollt man gemütlich weiter Richtung Eichstätt. Kurz bevor man die Stadt erreicht, hatte ich wieder Spaß. In der Altmühl war eine große Gruppe Jungschwäne, die lautstark im Wasser am toben waren.
Wildes Flügelschlagen, Wasserplatschen und rumrollen. Wusste gar nicht, daß Schwäne so albern sein können... Immer, wenn die Strömung sie ein Stück abgetrieben hatte, kamen sie zurückgeschwommen und das ganze Schauspiel fing von vorne an.
In Eichstätt kommt man zuerst am Garten der ehemaligen "Fürstbischöflichen Sommerresidenz" vorbei. Im alten Barock Schloss ist heute die Universität untergebracht.
Die ganze Altstadt ist vom Barock geprägt - ihr werdet außer dem Dom noch zahlreiche schöne Fotomotive entdecken. Hier lohnt sich sicher auch eine Stadtführung, um auch die versteckten Schätze zu entdecken.
Die Häuser strahlen in warmen, bunten Farben in der Sonne, und auf den vielen Brunnen tummeln sich Putten und andere Wesen. Die ganze Stadt ist ein kleines Schmuckkästchen.
Am Markt gibt es einige Gastronomiebetriebe. Es ist ein guter Platz, um dem Treiben ringsum zuzusehen, bevor es weitergeht.
Wenn man Eichstätt verlässt, sieht man oben am Berg die mächtige Willibaldsburg.
Ihr Baubeginn war 1355, die erste Abbildung datiert aus dem Jahr 1493.
Weiter am Wasser entlang kommen dann noch richtig schöne Abschnitte, die jedes Radlerherz höher schlagen lassen.
Schaut doch mal, ob die Radlerrast am Schäferwagen an der Brücke bei Obereichstätt geöffnet ist.
Es sah dort sehr gemütlich aus.
Dann kam für mich das Highlight der ganzen Etappe, und am Ende fast der ganzen Tour.
Eine halbe Stunde vor Dollnstein fällt man fast über den riesigen "Burgstein", der sehr majestätisch am Rand des Radweges thront.
Der 50 Meter hohe Fels mit dem goldenen Kreuz auf der Spitze packt einen sofort. Es gibt dort auch einen Rastplatz mit Tisch und Bänken, man kann also gut eine Pause einlegen und den großen Kerl angemessen bewundern.
Für die sportlichen unter Euch gibt es auch Kletterrouten am Stein.
Vom Burgstein bin ich weitergefahren nach Dollnstein. Dort war ich zum ersten Mal in einer privaten Pension. Ich hatte sehr nette Gastgeber und eine ganze Etage im Haus für mich, aber das Schlafzimmer war wenig ansprechend. Irgendwie wars nicht mein Ding.
Der Sonnenuntergang auf der Brücke in Dollnstein war dagegen schon beeindruckend.
Das Abendessen beim Kirchenwirt war ok, aber der strenge Duft nach Stall hat mir dort nicht so gut gefallen.
Tag 2 - Dollnstein - Gunzenhausen - 54 km
Am nächsten Morgen bekam ich ein Frühstück serviert und habe mich zeitig wieder auf den Weg gemacht.
Herrlich, so in der frischen Morgenluft allein durch die sonnigen Wiesen zu radeln.
Erst kommt man am Felsen "Hölzerne Klinge" vorbei, wo auch eine Höhle ist. Dann wuchs die Vorfreude auf die berühmten "Zwölf Apostel". Leider kam ich zu einem ungünstigen Zeitpunkt, die Felsen lagen noch sehr im Schatten. Der Radweg führt auch sehr weit entfernt vorbei.
Das hatte ich mir anders vorgestellt.
Über Solnhofen (wo die in deutschen Badezimmern so beliebten Solnhofer Platten herkommen) geht es weiter nach Pappenheim. Oben auf dem Bergrücken thront die Burg Pappenheim, und der Radweg in die Ortsmitte führt über eine sehr lange, absolut wunderschöne Allee.
Mir ist leider auch in Pappnheim nichts aufgefallen, wo man mal einen schönen Kaffeestop hätte machen können. Also bin ich weitergeradelt, mit dem Vorsatz, dann in Treuchtlingen anzuhalten.
Dort kam ich am Mittag an. Die Sonne brannte, und ich hatte kaum noch Wasser dabei.
Man kann ja google befragen, wo die schönsten Cafés einer Stadt sind. Leider war da nichts. Nicht mehr vorhanden, oder gerade geschlossen.
Nach einigen Runden durch die Innenstadt saß ich am Ende vor dem Stadtschloss und habe an einem meiner Notfall Müsliriegel genagt. Hatte so einen High Noon Moment...
Es fehlten nur noch die Staubwolken und die trockenen Grasbüschel, die in den Western über die staubigen Strassen rollen ;-)

Später habe ich neben der tollen alten Dampflok noch einen kleinen Kiosk und eine kleine Pizzeria entdeckt, die tatsächlich geöffnet waren.
Die ehemalige Schnellzug Lokomotive ist in allerbestem Zustand und wirklich beeindruckend.
Der Rest der Etappe ist schnell erzählt. Ab Bubenheim führte der Radweg bis Gunzenhausen nur noch schattenlos an der Bahnlinie entlang. Fand ich wirklich langweilig, da hatte ich auf jeden Fall mehr erwartet.
In Gunzenhausen war ich im Posthotel Arnold, bzw. in deren Dependance über ihrer Metzgerei.
Das Zimmer war nett und sauber, mit Tageslichtbad und genug Platz. Im Flur steht ein "Vertrauenskühlschrank", aus dem man sich selbst mit kalten Getränken versorgen kann.
Die Fahrradgarage ist am Hauptgebäude.

Da es noch früh am Nachmittag war, hatte ich genug Zeit für eine Runde um den nahen Altmühlsee. Der perfekte Radweg führt um den ganzen See herum und bietet fast überall eine tolle Aussicht auf den See. Der herrliche See lädt natürlich auch zum baden ein.
Das ganze Gelände ist ein Eldorado für Wassersportler und Familien. Es gibt mehrere Freizeitzentren, mit Gastronomie, Bike- und Boot Verleih, Sandstränden, Beachvolleyball, Minigolf, Spielplätzen usw.
Die vier Freizeitzentren werden von einem Ausflugsschiff angefahren.
Tag 3 - Gunzenhausen - Oberdachstetten - 65 km
Nachdem ich am Sonntagmorgen schon unerwartet früh wach war, hatte ich mein Gepäck bereits um acht Uhr wieder aufs Rad geladen. Auf das Frühstück im Hotel habe ich verzichtet und bin stattdessen ein paar Meter weiter zum Cafe Schmidt gefahren. Dort kann man auch draußen sitzen.
Um diese frühe Zeit waren auch noch alle Plätze frei. Drinnen findet man dann ein wahres Schlemmerparadies.
Die Auslagen waren prall gefüllt mit den herrlichsten Köstlichkeiten. Es fiel mir echt schwer, mich für ein Frühstück zu entscheiden und nicht in einen Kaufrausch zu verfallen.
Während ich also in der frischen Morgenluft vor dem Cafe mein Frühstück genossen habe, konnte ich wieder mal Sozialstudien betreiben ;-))
Meine kleine, nicht repräsentative Studie hat ergeben, daß es in Deutschland ganz offensichtlich Aufgabe der Männer ist, die Sonntagsbrötchen zu besorgen.
Während meiner ganzen Frühstückszeit kamen fast nur Männer. Fast alle mit dem Rad, alleine oder mit ein bis zwei Kindern im Schlepptau...war sehr interessant ;-)
Dann ging es wieder los. Natürlich bin ich nicht weggekommen, ohne etwas Proviant mitzunehmen.
Man radelt am See entlang, der morgens noch ruhig und leer ist. War eine sehr besondere Stimmung dort. Dieser Abschnitt ist wirklich sehr schön. Über dem Wasser war noch etwas Dunst, es war windstill, tolle Spiegelungen auf dem Wasser. Ich liebe das.

Das nächste Highlight kam unerwartet. Der landschaftlich wirklich schöne Weg führt am Altmühlzuleiter entlang zum kleinen Örtchen Ornbau. Davon hatte ich noch nie gehört.
Man radelt über eine urige Brücke aus dem Mittelalter in die kleine Altstadt hinein und am anderen Ende wieder hinaus.
Die Brücke mit dem Stadttor bildet ein perfektes Foto Motiv.
Auf dem weiteren Weg Richtung Oberdachstetten kam ich an einem Feld voller Störche vorbei. Sie haben sich zum Glück inzwischen wieder sehr im Land verbreitet. So viele auf einem Fleck habe ich aber bisher noch nicht gesehen.
Interessant ist auch das Gustav Weisskopf "Museum Pioniere der Lüfte" im kleinen Ort Leutershausen. Mitten im Ort steht ein großes Denkmal mit einem Flugapparat, das macht ja spontan neugierig.
Gustav Weisskopf war mir bisher kein Begriff. Er war ein Pionier des deutschen Motorfluges, der in jungen Jahren in die USA ausgewandert ist und sich dort Gustave Whitehead nannte. Er beschäftigte sich zeitlebens mit der Luftfahrt, war unter anderem für kurze Zeit Schüler und Mitarbeiter von Otto Lilienthal. (Den kennt Ihr sicher alle)
Sein Lebensweg ist voller Wirren und Wendungen, aber das Thema "Fliegen" hat ihn immer begleitet und beschäftigt. Er kosntruierte verschiedene Fluggeräte und ist dann angeblich bereits zwei Jahre (!) vor den Brüdern Wright mit einem motorgetriebenen Gerät geflogen.
Könnte diese spannende Lebensgeschichte bitte bei Gelegenheit mal jemand verfilmen?
In Oberdachstetten habe ich dann den Zug Richtung Heimat genommen. Diesen Bahnhof habe ich gewählt, weil er gerade erst umgebaut und mit einem nagelneuen Aufzug ausgestattet wurde.
Ich habe die Bahn, die nur einmal stündlich fährt, gerade noch erwischt und mir dann schnell gewünscht, statt der Bahn auch lieber ein cooles Fluggerät für mich und die VICTORIA zu haben. Erst hat die Bahn App gesponnen und wollte mir kein Ticket buchen.
Dann folgte der "freundliche" Hinweis des Zugführers über den Bordlautsprecher (!),
daß ich wohl in den falschen Wagen gestiegen bin. "Die Dame mit dem roten Fahrrad,
die gerade eingestiegen ist, das ist kein Fahhradwagen"...
Was er leider nicht erwähnte, war der Hinweis auf die defekte Tür in meinem Wagen.
So kam der Zug vollbesetzt an seiner Endstation in Würzburg an, wo ich umsteigen musste. Ich konnte aber nicht aussteigen, da die Tür hinaus zur Bahnsteigseite defekt war und sich nicht öffnen ließ.
Man hätte mich und den Vater mit Kinderwagen neben mir ja bereits an einem der vorherigen Bahnhöfe kurz in einen anderen Wagen umsteigen lassen können, die den Bahnsteig auf der richtigen Seite hatten. Das wäre aber wohl zu einfach gewesen.
Da standen wir nun, der Vater und ich. Der Zug leerte sich schnell, aber wir kamen nicht raus. Links und rechts enge Gänge und die in Regionalzügen häufigen Stufen nach oben.
Rettung nahte in Form einer kleinen Reisegruppe. Die netten Menschen haben sich meine Radtaschen genommen und durch den Wagen zu einem anderen Ausgang gebracht. Dann haben sie mir auch noch geholfen, mein schweres Rad durch den ganzen Wagen die Stufen rauf und runter zum nächsten Ausgang zu tragen.
Einer trug dann dem Vater das Kind aus dem Zug, während die anderen den Kinderwagen rausschleppten.
Große Wiedervereinigung aller Beteiligten auf dem Bahnsteig. Danke Leute...
Durch diese unerwartete Verzögerung hätte ich dann fast den Anschlusszug verpasst, aber es passte gerade noch. In diesem Zug stellte der überaus nette Zugbegleiter dann fest, daß ich kein Ticket fürs Rad hatte. Habe ich ja nie, weil ich den diesbezüglichen Tarifdschungel der Bahn nie verstehen werde. Man kann das Radticket auch nicht über die App buchen.
Ich buche aber immer mit der App. Also fährt VICTORIA immer ohne Ticket.
In Bayern braucht man ein Ticket fürs Rad. Wo ich herkomme, in Hessen, braucht man kein Ticket. Da auch der Zugbegleiter dieses Durcheinander doof fand, haben wir uns dann darauf geeinigt, daß er einfach nochmal kontrollieren kommt, wenn wir Bayern verlassen und Hessen erreicht haben. Dann brauche ich ja kein Ticket mehr.
Ich liebe so praktische Lösungen wirklich sehr :-)
Hier sind noch die Komoot Links zu den einzelnen Etappen:

































































Hallo Ella, ich werde im August auf diesen Routen nach Regensburg fahren, deshalb bin ich froh, dass du geschrieben und sehr schöne und klare Bilder angehängt hast. Es ist absolut nützlich für mich, um zu wissen, wo ich anhalten und was ich während der Tour sehen kann. Vielen Dank auch dafür.
Einfach herrlich diese Tour!
Danke für die sehr netten und ausführlichen Tagesberichte.