Der WIED Radweg - über 7 Brücken...
- Ela
- 23. Juni 2024
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Sept. 2024
Westerwald - Streckentour - 72 km - Altenkirchen bis Neuwied/Rhein - Juni 2024
Diese Tour bin ich Anfang Juni 2024 gefahren. Es hatte vorher viele Tage lang geregnet,
am Rhein war noch immer Hochwasser, im Westerwald selbst war der Regen aber nicht so extrem. Es reichte jedoch, um an schattigen Stellen im Wald immer noch Schlamm zu haben. Aber davon später mehr.
Es war stellenweise etwas tricky, schlammig, ohne Hinweis gesperrt, nicht immer gut ausgeschildert, und ich musste oft vom Rad runter.
Jammern auf hohem Niveau kann ich ;-)
Aber von vorn. Ich liebe es ja, wenn ein Plan funktioniert. Diesmal brauchte es einen guten Plan, denn von Neuwied aus ist es etwas kompliziert, mit der Bahn nach Altenkirchen zum Startpunkt zurückzufahren. Ich habe mir also eine nette Abholerin organisiert.
Möglich und eine Empfehlung für Euch wäre aber z.b. die Tour durchs Wiedtal bis zum Rhein in Neuwied zu fahren. Dann dort zu übernachten, und dann am nächsten Tag am Rhein entlang Richtung Bonn bis zur Siegmündung zu radeln, und von dort an der Sieg entlang zum Bahnhof Bonn/Siegburg.
So hättet ihr gleich zwei schöne Radeltage, zum Beispiel als Wochenendtour.
(Beide Tagesetappen findet ihr am Ende vom Bericht als Komoot Route)
Der Wiedradweg beginnt eigentlich an der Westerwälder Seenplatte und ist gut 100 km lang. Das war mir aber als Tagesetappe zuviel, deshalb habe ich mir Altenkirchen als Startpunkt ausgesucht.
Es gibt am Bahnhof P+R Parkplätze. Als ich kam, waren die aber alle belegt.
Um die Ecke ist der Parkplatz P7 Mühlengasse mit sehr moderaten Gebühren und genug freien Plätzen, also alles easy. Hier ist eine Übersicht über die Parkplätze. Der Parkplatz P4 Weyerdamm ist sogar gebührenfrei.
Nach dem Abladen brauchte ich erst noch einen schnellen Cappuccino. Das Eiscafe
La Dolce Vita liegt direkt hinter dem Parkplatz in der kleinen Fußgängerzone, und der Cappuccino war ausgezeichnet.

Aus der Fußgängerzone rollt man dann ein paar Meter runter zum Einstieg in den Wied Radweg. (WRW)
Nach ein paar Meter stand ein riesiger Bagger auf dem Weg. Links tiefer Dreck, rechts tiefer Dreck. Also runter vom Rad und am Bagger vorbei durch den Dreck waten...willkommen im Westerwald. Hier brauchen Sie festes Schuhwerk zum radeln ;-)
Das Wetter war heiter bis wolkig, leichter Wind, für mich wunderbar.
Der Radweg ist beschildert. Sehr nett übrigens, denn immer, wenn es irgendwie "anders" wird, hat man extra noch ein Schild aufgestellt. Also es wird steil, es kommt Schotter, es wird eng, so in der Art. Das ist reine Psychologie, nicht wahr? Keine bösen Überraschungen ohne Vorwarnung. Die 500 m Anstieg fallen gleich leichter, wenn man weiß, daß es nach
500 m wieder flach wird.
Und eine steile Abfahrt über groben Belag - da weiß man, was einen erwartet.
Da es aber eh kein zurück gibt, muss man das hinkriegen.
Die erste Besorgnis und Verwirrung kam jedoch auf, als ein Schild meinen Radweg dann als "Wanderweg Teilstück mit alpinem Charakter" ankündigte. Oder es plötzlich ganz ohne Vorwarnung auf schmalem Pfad aufwärts ging, oder eine krasse Steigung einfach plötzlich da war wie Kalli aus der Kiste. Man gewöhnt sich ja an die vorherigen Ankündigungen.
Bei aller Hinweisgeberei hatte man es aber dann leider versäumt, eine Sperrung zu erwähnen.
Bei Oberlahr war plötzlich ohne vorherige Info rot-weißes Flatterband über den Weg gespannt. Wenn ringsum alles totenstill ist, wurstel ich mich bei sowas immer unten durch und schaue erstmal, ob es nicht vielleicht doch weitergeht. Meistens geht es. Ein Rad passt dann doch oft noch durch, und häufig wird nach getaner Arbeit auch einfach nur vergessen, das Sperrband wieder wegzunehmen.
Es ging noch 100 m weiter. Dann lagen tatsächlich zwei Bäume samt Baumkronen
quer auf dem Weg, also dicke Stämme und viel grün. Keine Chance, an den Seiten
dran vorbeizukommen. Ende Gelände.
Während ich noch leise fluchend vor dem Grünzeug stand, kam ein älterer Mann angeradelt. (Man wurstelt sich unter einer Absperrung immer erstmal durch...Ihr erinnert Euch)
Kurze Begutachtung, kurze Beratung. Es war klar, er ist ein Einheimischer, aber kommt da halt auch nicht durch. Er sagt, na, dann muss man umdrehen. Wo ich denn hin wollte.
Wir wollten beide Richtung Neustadt/Wied. Fein. Also, nice to meet you, dann fahre ich dem jetzt einfach nach. Er ist dann vorneweg geradelt und hat mich schließlich nach einer Schleife wieder auf den richtigen Weg gebracht. Mit einigen gut gemeinten Tips zu Strecke und Sehenswürdigkeiten konnte ich dann wieder alleine weiter. #helddestages
Richtig angefressen war ich in Döttesfeld. Nach einer steilen Abfahrt auf grobem Belag (angekündigt) durch den nassen Wald stand ich am ehemaligen Gleisdreieck der alten Westerwälder Bahnstrecken. Blick auf den Fussballplatz der "Amboss Kickers Döttesfeld", ein großes Holztor unter einer alten Bahnbrücke und ein Sportheim.
Auf einer großen Schautafel wird anschaulich erklärt, auf welch historischem Boden man gerade steht, welche Eisenbahnlinien sich an dieser Stelle getroffen haben, alles fein.
Ich sauge sowas ja immer auf wie ein Schwamm. Geschichte mag ich.
Dann ging es weiter. Ich rolle durch das Tor, unter der Bahnbrücke durch. Wald.
Tiefe Pfützen, Schlamm, Furchen - jetzt bloss nicht den Boden berühren. Fahren!
Bloß, wohin? Das Radwegschild zeigt nach rechts den schlammigen Waldweg hoch,
mein Navi mit der Komoot Route zeigt nach links, den noch schlammigeren Weg hoch.
Ich fahre links. Das Rad eiert und schlingert durch tiefe Pfützen und Matschfurchen.
Bloß nicht anhalten oder umfallen.
Nach 50 Metern ist klar, das kann nicht stimmen. Der Waldweg weicht immer weiter von der Route ab. Also musste ich umdrehen und nun auch noch bergab durch den Schmodder, zurück zum Tor.
Neuer Versuch. Rechts hoch, dem Wegweiser nach. Aber die Richtung stimmte halt überhaupt nicht. Die Route weist eindeutig nach links. Es dauerte eine Weile, bis ich, inzwischen völlig verdreckt, merke, daß der offizielle Radweg mich oben AUF dem ehemaligen Bahndamm haben möchte. Nach links. Schaut Euch diese Stelle mal in der Route an.
Es gab aber keinen Weg hinauf. Die Böschung ist steil und dicht bewachsen. Ich war komplett verwirrt - bin ich zu doof oder ist der Weg hier wirklich nicht richtig beschildert??
Ja, ich war tatsächlich zu doof. Klug wäre gewesen, das zu tun, was das Schild sagte... erstmal ein Stück rechts in den Wald raufzufahren. Dann macht der Weg wohl eine Kehre und man fährt AUF dem alten Bahndamm das gleiche Stück wieder zurück.

Also liebe Döttesfelder, bitte stellt an dieser Stelle für Dummies wie mich noch ein besseres Schild auf.
Ich habe lieber auf weiteren Matsch verzichtet, umgedreht und bin dann durchs Dorf gefahren.
Man stösst dann nach ein paar Kilometern
wieder auf die richtige Route.
Highlight auf dem Stück bis Neustadt/Wied ist auf jeden Fall der alte Bahntunnel Peterslahr.
Er wurde kürzlich instandgesetzt und schön asphaltiert. Ihr könnt das Licht im Tunnel selber einschalten, an jedem Ende ist ein Lichtschalter. Es gibt auch einen sonnigen Pausenplatz und auf jeden Fall was zu fotografieren.
In Neustadt/Wied ist ungefähr die Hälfte der Strecke geschafft. Ich habe mich dort nicht aufgehalten, aber die Ameisenblase war sehr froh, kurz ins Bürgerhaus beim Schulzentrum reinhuschen zu können. Gleich daneben ist auch ein Restaurant. Der Radweg führt direkt dort vorbei. Hinter der Schule steht eine kleine Kapelle, und sieht völlig verloren dort aus.
Kurz hinter Neustadt unterquert man im Ferntal die riesigen Brücken der A3 und der ICE Strecke Frankfurt-Köln. Ich bin schon hunderte Male auf der A3 das Ferntal rauf und runter gedüst, (da wo Richtung Köln der Blitzer steht ;-) aber untendrunter durch noch nie.
Immer wieder führt der Weg über die Wied, ganz oft auf engen Hängebrücken, die beim überqueren auch noch schaukeln. Es gibt sogar überdachte Holzbrücken und andere Konstruktionen, das wird wirklich nicht langweilig.
Bedingt durch die enge des Wiedtales muss man auch mal einige Kilometer direkt auf der Landstrasse radeln, bevor der Weg wieder ins Grüne abzweigt. Ich war an einem Wochentag unterwegs. Mir sind auf dem längsten Strassenstück auf ca. 8 km nur der Schulbus und ganz wenige PKW begegnet. Das war also nicht so schlimm. Wenn man nicht durch Wald, Wiesen und Felder radelt, verläuft der Radweg zwar strassenbegleited, aber getrennt von der Strasse.
Es gibt sehr viele schöne Rastplätze an der Strecke. Ich habe in Niederbuchenau gleich hinter der Hängebrücke Pause gemacht.
In Hausen fällt sofort die imposante Klosterkirche in den Blick.
Kurz danach kommt man an einem großen Cafe neben einem Supermarkt vorbei.
Es gibt leckeren Kuchen und man kann auch draußen sitzen.
In Altwied könnt ihr vom Radweg aus die Burgruine sehen. Der Weg führt auch direkt an der Alten Wiedbrücke vorbei. Die schöne Steinbrücke stammt ursprünglich aus dem Jahr 1648.
Nach der Zerstötung durch ein Hochwasser wurde sie 1825 wieder neu errichtet.
Nach der Sprengung im 2. Weltkrieg wurde die Brücke schließlich 1949 in ihrer ursprünglichen Form wieder aufgebaut.
Nachdem man den Rand von Neuwied erreicht hat, ist die Strecke bis zum Rhein leider nicht mehr so schön. Ich bin dann ins Stadtzentrum abgebogen, habe euch aber die Komoot Route korrekt bis zum Ende gespeichert.
Wenn man schließlich die Mündung der Wied erreicht hat, kann man am Rhein entlang Richtung Pegelturm und Rheinbrücke fahren.
Die Deichanlage mit den großen, schweren Toren ist wirklich beeindruckend und einzigartig im Rheintal. Die 5m hohe und 500 m lange Deichmauer schützt die Innenstadt seit 1931 vor dem Hochwasser. Wer sich für den Bau und die Technik interessiert, kann über das Deichinformationszentrum auch an einer Führung teilnehmen.
Die Promenade zwischen Deich und Rhein wurde ganz neu gestaltet und im Mai 2024 wieder freigegeben. Als ich ankam, flanierte allerdings der Rhein noch gemeinsam mit den Fußgängern dort. Das Hochwasser kann auch ganz interessant sein ;-)
Der imposante Pegelturm war auch der Endpunkt meiner Tour. Gleich daneben, zwischen Pegelturm und Rheinbrücke, findet ihr das Restaurant "Bootshaus".
Das hübsche alte Gebäude fällt schon wegen seinem schönen rot-weißen Anstrich auf.
Es gibt eine große sonnige Terrasse mit Blick auf den Deich und einen Park.
Die Gastgeber sind unglaublich nett und hilfsbereit.
Das Essen war auch sehr lecker. Also eine klare Empfehlung für Euch, dort könnt ihr gut Pause machen. Wenn ihr eure Räder im Auge behalten wollt, könnt ihr sie am Eingang der Terrasse oben am Deich abstellen. Auch im Hof neben dem Gebäude ist Platz.
Ich durfte meine Victoria sogar einige Stunden sicher abgestellt im Gebäude parken, während ich mein Auto geholt habe.
Das war meine Tour.
Wenn Ihr einen Wochenendtrip daraus machen möchtet , hängt einfach nach einer Übernachtung in Neuwied die Route von Tag 2 dran. Die führt Euch zurück zum Bahnhof Siegburg und von dort zum Startpunkt in Altenkirchen.
Tag 1- 70 km - Altenkirchen nach Neuwied/Rhein
Tag 2 - 65 km - Neuwied nach Siegburg
Vorschläge zum Übernachten in Neuwied:
Food Hotel
Fewo "Beletage"
Viel Spaß beim nachradeln, und gebt mir gerne mal Feedback, wie es Euch gefallen hat.
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